TuS Sulingens künftiger U23-Trainer Christian Bei der Kellen im Interview

Aktuell ist Christian Bei der Kellen Trainer der U 19 des TuS Sulingen. Das Team steht auf Platz eins der Fußball-Bezirksliga. Und wenn alles nach Plan und Wunsch läuft, soll am Ende der Saison der Aufstieg in die Landesliga gefeiert werden. Bei der Kellen will ein bestelltes Feld hinterlassen, wenn er ab Sommer bei der U 19 nach zwei Jahren aussteigt und die zweite Herrenmannschaft der Sulinger in der Bezirksliga von Mustafa Cali übernimmt. Im Interview mit tus-sulingen.de spricht der 47-Jährige unter anderem über seine Spielphilosophie, seine vorrangigen Ziele sowie die Schwierigkeiten und Herausforderungen, eine „Zweite“ zu trainieren – und wie er diese meistern will.

 

Christian, der Trainer einer zweiten Mannschaft hängt ziemlich häufig zwischen Baum und Borke. Das erfordert viel Kompromissbereitschaft. Kannst Du als sehr ehrgeiziger Trainer auch zurückstecken?

Bei der Kellen: Ich habe kein Problem damit, Kompromisse zu machen. Überhaupt nicht. Schon als Trainer der zweiten Herren beim FC Sulingen vor einigen Jahren war das für mich eine Selbstverständlichkeit. Von daher kenne ich das. Wichtig ist, dass die Zusammenarbeit zwischen der ersten und zweiten Herren sowie der U 19 möglichst reibungslos verläuft, um personelle Engpässe auffangen zu können. Und: Klar habe auch ich sportlichen Ehrgeiz. So wie ihn jeder Trainer, Spieler und auch Verein hat. Doch es geht nicht so sehr darum, auf die Platzierung am Ende der Saison zu schauen, sondern dass die jungen Spieler weiterentwickelt werden.

Christian Bei der Kellen

Und das braucht Zeit.

Bei der Kellen: Das ist der Punkt. Allen muss klar sein, dass wir auch mal Spiele verlieren, weil Fehler gemacht werden. Und die muss man den jungen Leuten einfach auch mal zugestehen. Wir dürfen von einem 18-Jährigen nicht gleich zu viel erwarten. Das braucht Geduld. Denn der Sprung in den Herrenbereich ist sehr, sehr groß.

Die zweite Mannschaft als Kaderschmiede für den Herrenbereich also?

Bei der Kellen: Wenn man so will, ja. Ich sehe meine Aufgabe bei der U23 im Wesentlichen darin, es vor allem jungen Spielern möglich zu machen, Fuß zu fassen, auch in der ersten Herren mitspielen zu können. Ich würde niemals einem Spielern meiner Mannschaft verweigern, es auch in der Ersten zu versuchen. Wir wollen – zusammen mit unseren erfahrenen Spielern wie Felix Klare, Maurice Krüger, Bennet Könker oder Julian Miklis – junge Nachwuchsspieler im Herrenbereich auf einem guten Bezirksliga-Niveau etablieren.

Nur braucht so eine Entwicklung auch Kontinuität im Kader. Die Erfahrung hat aber gezeigt, dass die Sulinger U23 sehr, sehr häufig mit einer komplett veränderten Mannschaft auflaufen musste.

Bei der Kellen: Da sprichst du ein wirkliches Problem an. Bestimmte taktische Vorstellungen einzustudieren, ist auch immer abhängig vom Personal. Und stehen dir diese Spieler dann nicht zur Verfügung, wird das zu einer echten Herausforderung.

Wie willst du die meistern?

Bei der Kellen: Die Spieler breiter ausbilden, nicht nur positionsbezogen. Und auch möglicherweise unsere Taktik an die der ersten Herren anpassen, dass quasi beide Mannschaften das gleiche System spielen. Wie gesagt, man muss Kompromisse machen. Und dazu bin ich auch bereit.

Und wie ist Deine persönliche Spielphilosophie?

Bei der Kellen: Ganz ehrlich?

Ja, natürlich.

Bei der Kellen: Die Null muss stehen! Aber das ist natürlich auch immer stark abhängig vom Personal. In der U 19 haben wir derzeit so viele offensivstarke Spieler, da kann und will ich nicht auf die Bremse treten. Wir kassieren zwar das ein oder andere Gegentor mehr, schießen dafür aber auch mehr. Von daher habe ich auch nichts dagegen, offensiv spielen zu lassen, wenn wir die Qualität dafür im Kader haben.

Bis Du als Trainer eher Kumpeltyp oder mehr harter Hund.

Bei der Kellen (lacht): Da muss Du meine Spieler fragen…

Die einen sagen so, die anderen so…

Bei der Kellen: Ich sehe meine Aufgabe nicht darin, mit den Spielern in der U23 möglichst viele Kisten Bier zu vernichten. Ich möchte schon leistungsbezogen Fußball spielen. Wenn die Mannschaft mitzieht, und davon gehe ich aus, dann bin ich auch Kumpel.

Die Trainingsbeteiligung ist bei der U23 auch wegen der vielen auswärtigen Studenten teilweise katastrophal. Wie willst du das ändern?

Bei der Kellen: Ich werde das auf jeden Fall dadurch ändern, in dem wir den einen oder anderen Neuzugang holen, der verlässlich da ist. Berufliche Zwänge der Spieler können wir nicht beeinflussen, und die müssen wir auch so akzeptieren. Gegebenenfalls müssen wir uns auch hier mit der U 19 und der ersten Mannschaft arrangieren. Training nur mit fünf, sechs Leuten wird bei mir nicht stattfinden, wenn ich es irgendwie verhindern kann.

Spartenleiter Ralf Knake spricht von Dir als Wunschkandidat. Fluch oder Segen? Immerhin ist der Erwartungsdruck jetzt hoch.

Bei der Kellen: In den vielen Jahren als Jugendtrainer beim TuS Sulingen von den Minis bis jetzt zur U 19 hatte ich immer gehofft, in dem Verein mal eine gute Herrenmannschaft übernehmen zu können. Ich freue mich jetzt riesig auf die Aufgabe mit der U23 und gehe mit ihr durch dick und dünn. Egal, was da kommt.

Die nächsten Monate dürften für dich recht stressig werden. Immerhin musst du zweigleisig fahren. Kaderplanung der U23 auf der einen, Titelrennen mit der U 19 auf der anderen Seite…

Bei der Kellen: Das läuft schon. Jetzt, in der Winterpause, haben die Spieler der U23 noch mehr Zeit. Und ich werde eine Menge persönliche Gespräche führen. Danach möchte ich Mustafa, dem aktuellen Trainer, während der Vorbereitung nicht dazwischenfunken. Alle aktuellen U 19-Spieler haben für die kommende Saison zugesagt. Ob sie in den Herrenbereich wechseln oder noch ein Jahr A-Jugend spielen. Natürlich sind weitere gute Spieler jederzeit herzlich willkommen. Ich selbst habe auch schon ein paar auf dem Zettel.

Auch für die U23?

Bei der Kellen: Ja. Den einen oder anderen habe ich auch schon angepiekt, denn ich habe gewisse Vorstellungen auf welcher Position es eng werden könnte und welcher Spielertyp der Mannschaft noch fehlt. Da ist aber noch nichts spruchreif.

Wirst Du Dich bis zum Sommer weiterhin mit Mustafa intensiv austauschen oder den Schwerpunkt auf deine eigenen Vorstellungen legen?

Bei der Kellen: Wir haben unsere Vorbereitung auf die Rückrunde schon jetzt komplett aufeinander abgestimmt. Beispielsweise dahingehend, dass unsere Mannschaften nicht am selben Tag spielen. Dadurch können bei Bedarf schon jetzt einige A-Jugendliche in der U23 spielen und einen ersten wichtigen Schritt in ihrer Entwicklung gehen. Bis zum Sommer gehen wir Hand in Hand.

 

Interview: Arne Flügge